28.08.2019

World Police & Fire Games in Chengdu (China)

Alle zwei Jahre werden die World Police &  Fire Games, die “Olympischen Spiele” der Polizei, Feuerwehr, des Zolls und der Justiz, ausgetragen. BJV-Vizepräsident Jan Schröder gewann in China Silber. Hier ein Erlebnisbericht.

Zu den World Police & Fire Games messen sich weltweit ca. 10.000 Athleten und Athletinnen in über 50 Sportarten bzw. Disziplinen aus über 80 Ländern. Alle zwei Jahre werden diese faszinierenden Spiele in verschiedenen Metropolen dieser Welt ausgetragen. 2019 war die chinesische Stadt Chengdu der Gastgeber.

Ziel der internationalen Spiele ist es, sich im sportlichen Wettkampf zu messen, die Leistungsfähigkeit der Angehörigen der Einsatzkräfte zu steigern und natürlich freundschaftliche Verbindungen untereinander zu schaffen, das Verständnis für die Arbeit des anderen zu fördern und gleichzeitig eine Vorbildfunktion einzunehmen.
Wie die Olympischen Spiele beginnen auch die World Police &  Fire Games mit einer großen Eröffnungsfeier. 

In diesem Jahr wurde wohl alles übertroffen, was es je bei diesen World Police &  Fire Games gegeben hat. 


China lebt von Superlativen. Auch die „Provinz Chengdu“ ist eine Megastadt und das Zentrum von Westchina mit immerhin 17 Millionen Einwohnern. Chengdu genießt den Ruf der besten Tourismusstadt Chinas, der Stadt der Feinschmecker, der „schärfsten Region“ Chinas.
„Ich habe von 100 Menschen dort maximal einen Übergewichtigen angetroffen“, sagt Jan Schröder. „In Xian, Peking, und anderen Städten sah es schon ganz anders aus.“ 


Und noch etwas fällt auf. „Freundlichkeit bekommt hier eine andere Bedeutung. So hatten sie z.B. 6000 Volontäre für die Spiele abgestellt – unfassbar!“

Jan mit seinem Zimmergenossen Justizvollzugsbeamten Wolfgang Otten


Starberechtigt sind bei den Games alle aktiven und auch pensionierten Bediensteten der o.g. Sicherheitsorgane, die sich einer Registration und Akkreditierung unterzogen haben. Sogar die Teilnahme an mehreren Wettkämpfen ist möglich. Neben traditionellen Wettbewerben der Leichtathletik, der Schieß- und Kampfsportarten werden auch berufsspezifische Vergleiche angeboten.


„Ich bin im Beachvolleyball und Judo an den Start gegangen“, berichtet Jan Schröder. Aber er hat auch Grenzen kennen gelernt „Die jungen Menschen in China lernen jetzt schon im Kindergarten Englisch, die älteren können aber gar kein Englisch.  Mich hat leider sehr oft die fehlende Kommunikation – sowohl in Chinesisch als auch in Englisch - an Grenzen gebracht."


Im Beachvolleyball verlor Jans Team trotz der heißen Temperaturen mit 40°C im Schatten gegen Brasilien mit 21:17. „Danach hatte ich den Eindruck, wir kommen gegen ´“genmanipulierte Russen“ ran, der „Kleinere“ war 2,07 cm groß, andere dafür etwas höher.“ Das war auch schnell am Ergebnis zu spüren, mit 21:5 wurde das Team - wie auch alle anderen Mannschaften - regelrecht vom Platz gefegt.


Im Judo lief alles etwas chaotisch. Geplant war Kampf 28, dann 42. Nach dem Kampf 28 den Jan gewann, kam ein nicht „unbedeutender Kampf“ gegen den Chinesen um den Einzug ins Finale. Es war Sonntag und die Halle war voll mit Chinesen.“ Der einzige Deutsche in dieser Halle war ich, fühlte mich wirklich sehr verlassen“, blickt Jan zurück. „Gleich nach dem Kampf 28 kamen zwei Volontäre auf mich zugestürzt und erklärten mir, dass ich nicht Kampf 42 habe, sondern in 10 Minuten wieder auf die Matte muss. Das war die Hölle, ich denke die Chinesen haben sich etwas dabei gedacht. 
Im Gegensatz zu Deutschland, wo in der AK 50-59 Jahre nur noch drei Minuten gekämpft wird, waren es dort fünf Minuten.


“Beim Betreten der Matte mit dem Chinesen tobte die Halle. Der Chinese zottelte an Jans Revers und die Halle war in Ektase. „Ehrlich, es ist nicht leicht, in China zu kämpfen mit einem chinesischen Kari auf der Matte und gefühlten 5000 Zuschauer gegen einen. - Bitte nicht falsch verstehen, keiner hat mich ausgebuht. Nach meinen gefühlten drei Wertungen – Kampfrichter sehen es ja naturgemäß anders - habe ich dann einen Waza-ari zugesprochen bekommen und die restliche Zeit überlebt. Der Chinese und ich haben uns nach dem Kampf gefühlte drei Minuten gegenseitig festgehalten, weil keiner mehr alleine stehen konnte. Der Kari wies uns deutlich darauf hin, dass wir verschwinden sollen“, berichtet Jan weiter von diesem anstrengendem Kampf.


Das Finale war gegen einen Mongolen, einen Kopf kleiner, dafür quadratisch, praktisch und ein Steher vor dem Herrn. Wie immer versuchte ich mein Heil im Angriff, was grundsätzlich auch strategisch erst einmal gut war“, sagte Jan. Der Mongole bekam eine Aktivitäts-Rolle, im Anschluss eine Bestrafung wegen Stämmen und beide dann eine Rolle wegen Inaktivität - fünf Minuten sind sehr lang.“ Dann drehte ich wieder Uchi-Mata ein, der Mongole hakelte mir von innen das Standbein weg und ich dachte, jetzt hast du es überstanden.
Der Kari versuchte zu erklären, dass er es zwar gesehen hat, aber im Videobeweis ist zu sehen, dass beide seitlich zur Kamera standen und es nicht eindeutig ist. „Ich griff wieder an, rutschte am Mongolen ab, er fasste mich am Rücken und am Bein, hievte mich hoch in den Stand. Ich versuchte mich zu drehen, dabei warf er sich mit voller Wucht auf mich rauf und ich spürte, wie meine Rippen knirschten. Ich dachte, jetzt wird es Bestrafung wegen Bein fassen im Stand geben, der Kari hatte wohl vorher abgewunken.“ 
Jetzt machte Jan strategisch einen Fehler, er griff wieder an, hatte aber starke Schmerzen und zog deshalb nicht konsequent durch. Er wurde gekontert – Waza-ari. 
Und auch fünf Minuten sind irgendwann zu Ende, da halfen die letzten 20 Sekunden Wirbeln auch nicht mehr, um die vierte Bestrafung für den Mongolen zu erreichen. Am Ende ein 2. Platz, wie so oft im Leben. „Mehr war drin, aber es hätte auch schlimmer kommen können. Mit meinem Knorpelriss konnte ich trotzdem die Chinarundreise, die tollen Menschen und die Erlebnisse genießen. Zwar unter nicht unerheblichen Schmerzen, aber es war es ein unvergessliches Supererlebnis“, Berichtet Jan begeistert.


Aufgrund der Kommunikationsschwierigkeiten hatte er am Ende nicht mal mitbekommen, dass die Siegerehrung stattfand. Die Athleten durften sich nicht in der Wettkampfhalle aufhalten, sondern mussten in eine Nebenhalle, wo nur mit Megaphonen halb Englisch, halb Chinesisch angesagt wurde.


„Alles in allem, es war die anstrengendste und interessanteste, nicht aber unbedingt die schönste Reise meines Lebens!


 


Jan Schröder



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