06.11.2017

Nachlese zum Deutschen Jugendpokal

Der KSC Asahi Spremberg richtete nun bereits zum dritten Mal den Deutschen Jugendpokal aus. Initiator und der „Macher“ Benjamin Golze hatte alle Fäden einer hervorragend organisierten Veranstaltung fest in der Hand. 
„Benno ist der Macher und wir als Verein stehen voll dahinter“, sagt der Vereinsvorsitzende Dirk Meyer gleich zum Auftakt eines Gesprächs über Motivation und Gründe, solch ein Mega-Event zu organisieren. Und was meint Benno dazu? Ganz schlicht und einfach: „Judo ist mein Leben, es hat mich geprägt. Und mit so einer Veranstaltung kann ich auch ganz persönlich etwas zurückgeben, Danke sagen.“ 

Benjamin Golze und Dirk Meyer - die beiden Verantwortlichen vom Ausrichter


Dieser Idealismus ist es, der die Spremberger grundsätzlich prägt. „Der Zusammenhalt im Verein ist enorm, wir sind wie eine kleine Familie“, beschreibt Dirk Meyer die Situation. Und genau das bringt die Spremberger so weit nach vorn. 
„Wir haben im Verein viele, die langjährig dabei sind, die immer helfen. Es ist ihr Verein und ein Stück Heimat“, sagt Meyer. Madlen Oesterreich, die einst mit Maren Kräh im Verein begonnen hat und noch immer als Trainerin und Sportlerin aktiv ist, stimmt in diese Beschreibung ein. “Ich bin mit dem Verein groß geworden, er ist wie eine Familie für mich und es ist ein schönes Gefühl, was da so entstanden ist. Das ist meine Motivation, mich immer wieder einzubringen. Die ist tief in meinem Herzen“, beschreibt es die Doppelweltmeisterin der Senioren.

Der KSC Spremberg hat in den letzten Jahrzehnten ein großes Netzwerk aufgebaut, durch das die Organisation eines solchen Wettkampfs erst einmal möglich ist. Da ist zum einen die Zusammenarbeit mit vielen Vereinen im Land Brandenburg, wie Motor Babelsberg, Strausberg, Großräschen und Lauchhammer, von denen man die fehlenden Matten bekommen hat. Aber auch die Zusammenarbeit mit der Brandenburger Sportjugend, dem Lausitzring, der Stadt Ortrand und vor allem der Stadt Senftenberg ist bemerkenswert. Dahin musste der KSC Asahi Spremberg „umziehen“, da in Spremberg einfach keine so große Halle vorhanden ist. Die Stadt Senftenberg ist offensichtlich durchaus stolz, solch eine Veranstaltung ausrichten zu können und unterstützt den Verein vor allem finanziell. Auch war Bürgermeister Andreas Fredrich begeistert von der Atmosphäre. „Ich komme nächstes Jahr auf jeden Fall schon am Samstag vorbei“, klärte er rigoros, nachdem ihm die Siegerehrung am Sonntag sichtlich Freude bereitet hatte.

Trost, Auswertung, Kummerkasten - Marcus Berger mit einer seiner Sportlerinnen


Die gute Zusammenarbeit mit der Sportjugend ermöglichte die Nutzung der Kletterwand, das städtische Hallenbad bot den Sportlern freien Eintritt. „Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen“, sagt Meyer stolz. 

Eine besondere Situation erlebten die Sportler am Freitagnachmittag. Durch persönliche familiäre Beziehungen kam am Nachmittag eine Gruppe Syrer in die Halle – eigentlich mit dem Hintergrund, einen Raum für das Freitagsgebet zu erfragen. Unkompliziert gab es Regelungen und eine große Gruppe von fast 60 Syrern durfte auf der Erwärmungsmatte beten. Als Dank dafür halfen viele von ihnen beim Mattenaufbau – und sind per Handschlag auch am Sonntag beim Abbau helfen gekommen. Gelebte Integration!

Dazu gibt es auch noch andere Geschichten. Oft wird Dirk Meyer gefragt, nach welchen Konzepten sie Integration betreiben – immerhin ist der Verein Stützpunkt für Integration. „Wenn ausländische Sportler kommen, gehen sie einfach in die Trainingsgruppe rein und werden normal wie jeder andere behandelt. Mit viel Respekt, aber auch mit Forderungen und der Umsetzung der Judo-Werte“, beschreibt er die Situation. Diese Menschen sind von Anfang an im Verein integriert, ganz selbstverständlich.

Der Wettkampf lief ganz unaufgeregt, mit einer unglaublichen Stimmung, aber ruhig und besonnen. Man merkte die Erfahrungen der Organisatoren. Dennoch, es gab auch Kritik von einigen Seiten, durchaus verständliche. Da deutschlandweit kein Ausrichter für die U18 gefunden wurde, kam vom DJB die Bitte und Entscheidung, beide Jugendpokale an einem Wochenende durchzuführen. Durch die Zusammenlegung mit dem U18-Pokal am Sonntag war das Programm jedoch gestrafft worden, das Wettkampfsystem ebenfalls. Die Poolkämpfe im Vorfeld fielen weg, es wurde in der KO-Runde gekämpft. Kleinere Vereine waren da durchaus enttäuscht und verärgert, dass sie unter Umständen lediglich zwei Kämpfe haben. Das System ist kontraproduktiv zur Idee des Pokals. Auch wenn es im nächsten Jahr wieder jeweils ein komplettes Wettkampf-Wochenende für die jeweiligen Altersklassen geben soll, könnte der Imageschaden für die Pokalidee schon recht groß sein. 

Für die Organisatoren hat diese Entscheidung der Zusammenlegung einiges an Kopfzerbrechen gebracht. Das Eröffnungstraining der U18 am Vorabend konnte bei einem Wettkampfende gegen 18:30 Uhr nicht wie geplant in der Halle stattfinden. Aber wo dann? Durch das gute Netzwerk in der Region sprang die Uni Cottbus am Standort Senftenberg ein und stellte die eigene Sporthalle zur Verfügung – kostenfrei! Dennoch, dafür mussten extra hunderte Quadratmeter Matten gelegt werden. Eine logistische Herausforderung! Das Bittere daran war, dass letztlich dieses Training gar nicht genutzt wurde. Einige wenige Sportler verirrten sich letztlich doch in die Wettkampfhalle und absolvierten dort abends eine kleine Trainingseinheit.

Foto: Christian Clark
Dieses Training im Rahmen des Jugendpokals hat auch bereits Tradition. Freitagabend war Luise Malzahn für das Anfangstraining vor Ort. Am Samstagmorgen leiteten Erik Abramov und Kilian Ochs das Aufwärmtraining. So geben erfolgreiche Sportler ihre Erfahrungen an die jungen Athleten weiter.

Für die Sportler gab es neben den Wettkämpfen in einer unglaublichen Stimmung in der Halle noch die Teamolympiade – dazu jedoch mehr in einem gesonderten Beitrag.


Auch war es möglich, in der Halle Judo-Fanartikel, Judo-Kleidung und vieles mehr zu kaufen. Ebenfalls war die Versorgung durch die fleißigen Vereinsmitglieder hervorragend und vielfältig.
 
Die Sponsoren des Ausrichters hatten sich auch in der Halle präsentiert. Etwas Besonderes war ein Auto, dass am Ende von den Medaillengewinnern noch gekonnt als Requisite für die Siegerfotos genutzt wurde. Nur dem Orga-Chef Benno Golze blieb fast das Herz stehen, als die Sportler das Auto voll vereinnahmten.

Durch ein zügiges Programm am Sonntag konnten die Sportler mit ihren Trainern und angereisten Eltern sich schon am zeitigen Nachmittag auf die Heimreise begeben. Kommentare einiger mitgereisten Familienmitglieder von teilnehmenden Teams, dass ja die Anreise so lang sei, war etwas unverständlich. Davon ist schließlich jeder Judoka in Deutschland mal betroffen und vielleicht findet sich ja im nächsten Jahr genau so ein Verein weit weg von Senftenberg, der dann den Deutschen Jugendpokal U18 ausrichtet.

Foto: Christian Clark
Der Deutsche Jugendpokal für die Altersklassen U14 und U18 war im Jahr 2017 wieder ein Highlight im Wettkampfkalender dieser Altersklassen und der KSC Asahi Spremberg ein würdiger Gastgeber in der Lausitzhalle Senftenberg. 
Birgit Arendt

Achtung

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