18.06.2017

Deutsche Kata-Meisterschaften in Hoppegarten

Unser Brandenburgisches Paar Michael Lenz und Thomas Wendt aus Potsdam-Babelsberg belegte in der Katame no kata den 10. Platz. Fast 90 Paare kämpften in Hoppegarten um die Medaillen.

Michael Lenz und Thomas Wendt starten bereits seit einigen Jahren gemeinsam in der Bodentechnik-Kata, obwohl beide ursprünglich aus unterschiedlichen Vereinen kommen. Thomas Wendt ist Jänschwalder und studiert in Potsdam – damit ist für ihn ein effektives Training in Babelsberg mit seinem Partner Michael Lenz möglich.

In diesem Jahr war die Katame no kata mit 20 gemeldeten Paaren sehr üppig besetzt und die Konkurrenz enorm stark. 
Beide zeigten im Wettbewerb eine sehenswerte Kata. „Die Beiden haben sich enorm gesteigert“, freut sich Martin Reißmann, der gerade im Kata-Wesen die Schützlinge aus unserem Land immer sehr akribisch und engagiert betreut.
Am Ende stand ein 10. Platz bei den Deutschen Kata-Meisterschaften zu Buche. „Ein sehr achtbares und starkes Ergebnis in einem leistungsstarken Teilnehmerfeld“, konstatiert Martin Reißmann. Das zeigen auch die Punktbewertungen. Viele Paare liegen eng beeinander. Unser Paar liegt weniger als 50 Punkte hinter den Erstplatzierten.

Leider sind Michael Lenz und Thomas Wendt die einzigen Starter aus unserem Landesverband. Dennoch können wir als Brandenburger stolz darauf sein, auch in diesem Jahr wieder im Kata-Bereich mitzumischen. 
Hier gibt es offensichtlich einen Wandel in der Einstellung zu Kata. Insgesamt 16 Landesverbände nahmen in diesem Jahr teil, Rekord! Wir sollten auf jeden Fall weiter in diesem Bereich arbeiten und junge Sportler animieren, im Zuge der Vorbereitungen auf Kyu- und Dan-Prüfungen ihre erlernten Katas auch im Wettkampf zu zeigen.
Wie viel Spaß das machen kann, zeigten die Judoka aus dem Bereich des G-Judo. Erstmals waren diese Kata-Paare in einer Deutschen Meisterschaft integriert. 
Günter Geist, der Behindertenreferent im  Vorstand des Deutschen Judo-Bundes freut sich über diese Anerkennung der Leistungen seiner Schützlinge. „Ich freue mich, dass wir uns im Wettkampf präsentieren dürfen und vor allem zeigen können, was G-Judo in der Lage ist zu leisten.“ Er betont aber auch, dass er keine Sonderbehandlung will. „Viele sind erstaunt, was diese Sportler alles können und haben einen Aha-Effekt“, sagt er. „In der Wettkampfklasse 1 gibt es die schönsten Ippons. Diese Sportler sind keine Taktiker, ihr einziges Ziel ist Fassen und Ippon-Sieg. Deshalb ist es oft sehr attraktiv.“
Das Besondere bei den G-Judoka im Kata-Bereich ist aber auch, dass ein behinderter Sportler immer als Tori agiert und einen Nichtbehinderten als Uke hat. „Auf der Matte ist es immer wichtig, dass vor allem die G-Judoka der Belastung gewappnet sind“, sagt Günter Geist.

Die Deutschen Kata-Meisterschaften fanden in diesem Jahr zum dritten Mal in unserem Landesverband statt. Nach Potsdam (1999) und Königs Wusterhausen (2005) richtete in diesem Jahr der SC Dynamo Hoppegarten die Wettbewerbe aus. Vereinsvorsitzender Volkmar Seidel ist stolz darauf, dass er solch eine Werbeveranstaltung für Judo organisieren durfte. „Für mich steht Kata für Exaktheit und Präzision und ich möchte, dass unsere Kinder sich diese Exaktheit in der Ausführung anschauen und viel davon lernen mögen.“ 
Volkmar Seidel steckte viel Kraft in das Projekt Kata-Meisterschaft. „Ein halbes Jahr habe ich fleißig gearbeitet und viele Ideen eingebracht“, resümiert er. „In der Durchführung sind derzeit ca. 40 Mitglieder involviert, die alle organisatorischen Aufgaben von der Versorgung bis zur Betreuung übernehmen.“
Dabei fallen einige beachtenswerte Details auf. Das Plakat, die Urkunden und auch die Medaillen sind im einheitlichen Design gestaltet. Die Matte ist in den Deutschlandfarben schwarz-rot-gold gelegt. Dazu muss man zwar etwas genauer hinschauen, aber da es immer wieder publiziert wurde, erkennt man es schnell. 

DJB-Vize Dietrich Schneider, Ex-Bundestrainer der Männer Detlef Ultsch, Organisator Volkmar Seidel, früherer Verbandstrainer Gerd Schneider und Achim Thärig, Geschäftsführer des SC Berlin (von links)


Die Resonanz auf die Deutschen Kata-Meisterschaften ist groß. Der Vizepräsident des Deutschen Judo-Bundes, Dietrich Schneider, ist vor Ort, ebenso der Kata-Referent Stefan Bernreuther und der Coach der Nationalmannschaft Sebastian Frey. Vom Vorstand des Brandenburgischen Judo-Verbandes gibt sich der Ehrenpräsident Hubert Sturm die Ehre, die beiden Vizepräsidenten Dirk Krüger und Reinhard Arndt schauen sich die Kämpfe an, Martin Reißmann kommt vorbei, die Pressereferentin Birgit Arendt ist da. 
Dazu der ehemalige Bundestrainer Detlef Ultsch, Gert Schneider als ehemals erfolgreicher Trainer, der Mannschaftsarzt Dr. Steudel und der Geschäftsführer des SC Berlins, Achim Thärig, aber auch frühere Landespräsidenten wie z.B. Norbert Nolte aus Baden.

Der Kata-Referent Stefan Bernreuther ist sehr zufrieden mit den Meisterschaften. „Die Bedingungen hier sind gut, die Versorgung, die Infrastruktur z.B. mit dem Shuttleservice. Wir haben mit fast 90 Paaren etwa die gleiche Teilnehmerzahl wie im vergangenen Jahr, aber wir leben erstmals die Inklusion unserer G-Judo-Paare“, schätzt er ein.
Die werden offensichtlich in einem sehr familiären Miteinander gut in die Kata-Gemeinde aufgenommen, schätzt der Coach der Kata-Nationalmannschaft Sebastian Frey ein. „Dies hier ist eine große Chance, Kata als Lernmöglichkeit wahrzunehmen. Schon allein vom Zuschauen, die Besten Deutschlands hier zu sehen, kann man viel für seine eigenen Kata-Darbietungen mitnehmen“, sagt er.
„Jede Kata ist einzigartig. Stress, Nervosität, es passiert so viel“, ergänzt Sebastian Frey. Aber er betont auch, dass Kata eben ein ganz anderes Prinzip verfolgt als der Wettkampf. Da geht es um den Stärkeren, der den Sieg will. „In der Kata geht es um das Miteinander, dass zusammen die perfekte Technik gezeigt werden kann.“ Verabredetes Üben und miteinander Vortragen, jeder kennt seine Rolle.
Dabei stellt er eine durchaus interessante Sichtweise dar. „Jeder erlernt Judo-Würfe nach der Kata-Methode.“ Jeder weiß, was er zu tun hat, wie er den perfekten Wurf am besten hinbekommt. „Es ist die Urmethode des Technik-Lernens.“
Deshalb sollten sich auch noch viel mehr Judoka trauen, das Kata-Training bewusst zu machen und möglichst auch an solchen Meisterschaften teilzunehmen. „Kata-Training ist lebenslang möglich“, appelliert er an die Judoka.

BJV-Vizepräsident Dirk Krüger, der gleichzeitig auch Bundes-Wertungsrichter ist, war ganz nah an den Teilnehmern dran. „Es gab Anerkennung von allen Landesverbänden“, schätzt er ein. „Die Meisterschaften sind gut organisiert und wir freuen uns, dass im Land Brandenburg eine solche Veranstaltung stattfindet.“

Am Abend gibt’s noch Gegrilltes für die Teilnehmer, dann gehen viele ihre eigenen Wege. Viele Veranstaltungen locken rund um Hoppegarten oder auch in Berlin. Zumal die Teilnehmer alle in Berlin untergebracht wurden. 
Birgit Arendt
Fotos: Martin Reißmann, Birgit Arendt

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