06.11.2016

Gelebte Judowerte

Eine ganz besondere Auszeichnung erhielt am Morgen des zweiten Tages die Kampfgemeinschaft VdS Nievenheim/Budo Sport Kaarst. Die Mädchenmannschaft wurde mit einer Überraschung für Fairplay ausgezeichnet.

Wie kam es dazu?
 Im Kampf Nievenheim/Kaarst gegen den SC Berlin/SC Samurai Berlin gab es nach einem anfänglichen 2:0 dann eine Aufholjagd der Berliner mit weiteren drei Ippons. Nach dem Ende der Kämpfe mit 3:2 für Berlin wurden die Mannschaften zur Urteilsverkündung nicht auf die Matte gerufen. Das verwunderte beide Mannschaften.

 Dann wurden sie erst mal zur Wettkampfleitung gerufen und mit einem Problem konfrontiert. Die verantwortliche Berliner Trainerin Irina Marzok hatte versehentlich vergessen, die einzusetzende Schwergewichtlerin anzukreuzen. Damit sollte das Ergebnis korrigiert werden.

 „Auf diese Weise wollten wir dann doch nicht gewinnen und die Entscheidung am grünen Tisch fällen lassen“, sagt der Nievenheim/Kaarst-Trainer Frank Beyersdorf.

 Bei der Abstimmung in der Wettkampfleitung einigten sich alle darauf, das Wettkampf-Ergebnis anzuerkennen.

 „Nach der Niederlage waren wir erst mal geknickt“, sagt Trainer Frank Beyersdorf. „Aber wir wollten sportlich gewinnen. Die Entscheidung war nicht einfach, es sollten ja alle dahinter stehen. Wir haben uns dann gemeinsam entschieden, das Ergebnis anzuerkennen.“

 „Ich nehme die Judowerte ernst“, sagt Amira aus der Mannschaft. „Es ist viel besser, durch eine Technik zu verlieren als durch ein Kreuz.“ Dass alle in der Mannschaft dahinter stehen, auch die mitgereisten Eltern, bestätigt Amiras Mama.

 >Der kleine Verein aus Nordrhein-Westfalen schied mit einer anschließenden weiteren Niederlage aus dem Wettkampf aus. Dennoch sind alle sehr zufrieden mit dem Wettkampf-Wochenende. „Wir nehmen hier viel mit für die Motivation. Für manche war es der erste große Wettkampf auf deutscher Ebene und die Kinder sind alle begeistert“, sagt Trainer Frank Beyersdorf.“Der Spaß und die Freude am Judo sind wichtig. Wir wollen eine Gemeinschaft von Freunden schaffen, das hält die Truppe zusammen. Und das hat dieses tolle Turnier hier gebracht.“

 Und wie sieht es die andere Seite?

 Irina Marzok ist noch am Tag danach sehr bewegt. „Es war ein Wechselbad der Gefühle, ein Wettkampf auf Messers Schneide“, sagt sie noch immer kopfschüttelnd über ihr Missgeschick mit dem berühmten Kreuzchen auf der Liste. Sie zollt den Mädchen und ihrem Umfeld aus Nievenheim und Kaarst hohe Anerkennung. „Wir haben dann die Mannschaft im nächsten Kampf auch lautstark angefeuert und waren am Ende sehr traurig, dass sie es nicht geschafft hatten, weiterzukommen.“

 Beide Mannschaften sind am Ende glücklich über die Entscheidung, da sie sportlich fair getroffen wurde. Beide Trainer bestätigen, dass dies eben auch gelebte Judo-Werte sind.

 Für diese Fairplay-Geste wurden die Mädchen mit ihrem Trainer von Nievenheim und Kaarst am Morgen des zweiten Wettkampftages mit einer Anerkennung für ihr Verhalten ausgezeichnet. Unter großem Beifall der Sportler in der Halle erhielten sie kleine Aufmerksamkeiten und standen ganz oben auf dem Siegerpodest in der Halle. Text und Fotos: Birgit Arendt

Achtung

Die Trainer-Ausbildung 2022 findet statt, dennoch gibt es noch freie Plätze und der Anmeldetermin wird bis zum 22.12.2021 verlängert!

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