26.11.2013

Kampfsportaktionstag für Mädchen und Frauen in Potsdam

Nicht Masse, aber Klasse! Zum Kampfsportaktionstag gab es tolle Angebote, die vom LSB in Zusammenarbeit unter anderem mit der Breitensportkommission des BJV organisiert wurden. Hier ein Bericht von Stephan Grau.
Am Sonnabend, dem 16. 11. 2013 fand unter der Leitung des Landessportbundes der erste Kampfsportaktionstag für Mädchen und Frauen in der Turnhalle des Oberstufenzentrums I in Potsdam statt.

Nach der Eröffnung durch LSB-Präsidiumsmitglied Britta Müller sprach die Gleichstellungsbeauftragte des Landes Brandenburg Sabine Hübner zur Rolle des Kampfsportes für die Gewaltprävention. Sie ließ unter anderem durchblicken, dass sie in ihrer Kindheit eine kurze Judokarriere durchlief, bei der sie in puncto Selbstvertrauen und Selbstbehauptung einiges dazulernen konnte. Damit hatte sich das Heer der Judo-Sympathisantinnen an diesem Ort schon von 5 auf 6 erhöht.


 

Nach der theoretischen Einleitung erfolgte der erste Praxisteil. Wegen der überschaubaren Teilnehmerzahl legten wir die Judo- und Karateeinheit kurzer Hand zusammen. Unter der Anleitung von Marc Puhlmann und mir rollten wir mit und unter Pezzibällen hindurch, rutschten unserem Partner den Buckel runter und tummelten uns im 1x1 der Blöcke und Faust bzw. Handballenstöße. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Aktivitäten eines weisen Kleinkindes, welches mit ihrer Mutter jetzt schon für die brenzligen Situationen während und nach der Pubertät trainierte. Bemerkenswert war auch das leuchtende Beispiel zweier Sportverwalterinnen, die sich ebenso kurzfristig wie elegant unseren Anforderungen unterwarfen. Respekt Frau Müller und Frau Stockert! 

Danach erfolgte die Mittagspause. Sie war angefüllt durch viele muntere Gespräche von Menschen, die sich zum Teil bisher nur von Briefköpfen kannten. Der kostenlos angebotene Imbiss ließ keine Wünsche offen. Das Angebot reichte von der liebevoll erwärmten Bockwurst bis zu der in den Neuen Ländern so beliebten Südfrucht mit der gelben Schale.

Im Anschluss kam es zur praktischen Vorstellung von drei Kampfsportarten. 
Die Judoka waren zuerst an der Reihe. Dank gilt an dieser Stelle den beiden Mädchen Emily Lexow und Pauline Goly von Motor Babelsberg. Sie zeigten Fallübungen und Wurf und Festhaltetechniken auf dem Niveau der Gürtelstufe orange. Beim anschließenden Randori waren beide so ehrgeizig, dass keine der beiden Sportlerinnen eine Wertung abgab. Somit endete die Auseinandersetzung mit einem pädagogisch wertvollen Unentschieden. Dann zeigten Katja Haike und Manuel Gluske einen Ausschnitt aus der Kata zum 1. Dan und einige Stand-Boden-Übergänge, bei denen Katja mit sichtlicher Freude ihren Uke würgte und hebelte. So kam das Publikum nicht umhin, unserer Vorführung Beifall zu zollen.



Danach zeigten die Sportlerinnen vom Taekwondo u.a. mehrere Bruchtests und einen Paartanz aus Kampfsportelementen. Den Abschluss bildete der Ju-Jutsu Verband, der u.a. Anwendungen zu verschiedenen Angriffsgruppen durch seine engagierten Mitglieder und ihren Verantwortlichen Danilo Wegner zum Besten gab. Die im Anschluss geplanten Schnuppereinheiten in den Sportarten Taekwondo und Ju-Jutsu fielen wegen mangelnder Beteiligung leider aus.

Zum Abschluss gab es noch einen Bericht einer Vertreterin vom Opferverband Weißer Ring, in der sie eindringlich die Situation von Frauen schilderte, die nach erlebter häuslicher Gewalt in Frauenhäusern Zuflucht suchten.



Inhaltlich wie organisatorisch kann man für diese Veranstaltung eine positive Bilanz ziehen. Ich empfand es als angenehm,  engagierte Sportfunktionäre, aktive Teilnehmer, Trainer und Kampfsportlerinnen zu treffen, die gewillt sind einen substanziellen Beitrag zur Gewaltprävention für Frauen und Mädchen zu leisten. Dass dies nötig ist, zeigen Statistiken die besagen, dass mindestens jede vierte Frau in Deutschland schon einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewaltanwendung wurde.

In diesem Zusammenhang breitet sich mein tiefes Unverständnis vor der Tatsache der geringen Teilnehmerzahlen aus. Wo waren die Azubienen aus dem OSZ? Wo waren die Mädchen aus den angeschriebenen Potsdamer Schulen? Wo waren die Potsdamer Frauen? Was sprach dagegen, sich bei schlechtem Wetter, unter fundierter Anleitung, kostenlos dem beschrieben Problemkreis zu stellen? Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht erst den Weg über Frauenhäuser oder Jugendämter gehen müssen, um ihre Einstellung zu ändern. Diese herbeizuführen, liegt nun in der Hand der Motivationskünstlerinnen des Organisationsteams der zweiten Veranstaltung, das in jedem Fall auf die Mitarbeit der Breitensportkommission des BJV setzen kann.

In diesem Sinn

- Hajime -
Stephan Grau

Stellvertretender Vorsitzender der Breitensportkommission des BJV, zuständig für Selbstverteidigung und Schulsport

Der Landessportbund dankte dem BJV für sein Engagement an diesem Tag:

"Mit der beiliegenden Urkunde möchten wir uns sehr herzlich für Ihr/Euer Mitwirken an unserem Aktionstag gegen Gewalt an Frauen bedanken. Es war ein guter Auftakt, wenngleich zunächst in einem kleinen Rahmen. Der Austausch und die Vernetzung untereinander haben uns jedoch ermutigt, die Veranstaltung im nächsten Jahr zu wiederholen. Wir würden uns freuen, wenn wir sie zusammen mit Ihnen/ Dir vervollkommnen könnten. Dafür sagen wir schon einmal lieben Dank im Voraus."

Achtung

Die Trainer-Ausbildung 2022 findet statt, dennoch gibt es noch freie Plätze und der Anmeldetermin wird bis zum 22.12.2021 verlängert!

Positionspapier des DOSB zur Inklusion